Nach den OPs

Dies ist eine Art Abschluss-Resümee, über die Operationen und deren Folgen. 
Ich habe bisher keinen Penoidaufbau und werde vorerst auch keinen machen lassen. Die Ereignisse mit eben diesen OPs, die mir zugetragen wurden, schrecken mich noch davon ab und ich brauche es für mich selbst (bisher) nicht.

Die Zeit während den OPs (März 05 - Sept. 06) war hart und irgendwie war das immer ein "Auf gehts zur nächsten OP"-Gefühl. Irgendwie ging verloren, dass man auch andere Ziele hatte, als die Angleichung.
Das Lebensgefühl ist ein ganz anderes, man ist freier, unabhängiger und nicht mehr blöden Kommentaren oder Erklärungen ausgesetzt. Ja alles ist irgendwie stimmig. Und doch... etwas ist ganz anders.

Viele "Post-OPler" erleben ein Down-Gefühl nach den OPs und nachdem alles geändert ist (Name, Personenstand, Ausweise usw.) ein ganz großes Ziel im Leben ist erfüllt, man hat das Primärziel erledigt. Und was kommt jetzt?
Ich hatte da sehr anregende Gespräche mit meinem Zimmerkollegen im Krankenhaus (Sept. 06). Das gab uns beiden äußerst schwer zu denken, denn wie er habe auch ich nun alle OPs die ich für mich bisher wollte. Mein Selbstbild im Spiegel passt ... 
Der doch so vertraute Alltag, sich mit Behörden - speziell der Krankenkasse - herumschlagen ist auf dieses Thema hin bezogen vorbei. Keine weiteren operativen Eingriffe. Alles ist so wie es sein sollte. Doch welches Ziel greife ich nun als nächstes an?

Sicher: Ausbildung/Job, Umzug nach Köln, Steigerung der Lebensqualität, wenn man sich endlich etwas leisten kann, außer monatlich auf 80 Euro herumzukauen. Doch diese Ziele haben nichts mit dem ehemaligen Primärziel gemein. Sie treiben einen anders an, sind notwendig und doch irgendwie weniger wichtig als das zuvor, oder?
Diese Konfusion geht sicher irgendwann vorbei. Aber im Moment werde ich glatt sentimental, wenn ich an die Krankenhausaufenthalte denke, an die vielen tollen Besuche etlicher Transmänner, Freunde und Verwandte, die großartige Behandlung im St. Josef Hospital, die Späße mit Ärzten und Schwestern. Es war trotz Schmerzen und Depressionen eine ganz tolle und auch aufregende Zeit.

Update im Jahr 2013:

Im August 2007 bin ich nach Köln gezogen und genieße hier nun ein Leben, wie es mir so nie erträumt hätte. Offenheit, Toleranz, kein Verstecken nötig. Ich habe mittlerweile sehr erfolgreich eine Ausbildung absolviert, einen Job und lebe in einer glücklichen Beziehung.
Die OPs sind lange vergangen, aber niemals vergessen.

Und so möchte ich gerade folgenden Menschen einen ganz großen Dank aussprechen:

  • Toby - der mich auf meinem Weg so großartig begleitet und beraten hat
  • J.- meine ehemalige Freundin, die an jedem Stolperstein auf meinem Weg zu mir gehalten und mich stets aufzubauen versucht hat. Schade, dass unsere langjährige Beziehung zerbrochen ist, aber ich werde niemals vergessen, was ich dir alles zu verdanken habe!
  • Mike und seine Kinder - die mich gerade beim letzten Krankenhausaufenthalt aufzumuntern wussten und auch sonst echt tolle Menschen sind.
  • Meine Familie - besonders mein Dad und mein Bruder - die mich die drei Male, in denen ich in Köln war, mindestens abgeholt und sogar hingefahren haben und mir auch sonst unzählige Male buchstäblich den Hintern gerettet haben.
  • Einige Freunde - deren Namen ich nicht näher aufliste. Sie wissen schon wer gemeint ist ;-) Ihr seid spitze und ich danke euch für die Hilfe!
  • Meinen Zimmernachbarn der vergangenen drei KH-Aufenthalte. Die Gespräche mit euch waren toll und wir hatten doch trotz allem eine Menge Spaß! :-)
  • Meine Oma - die mir anfangs meinen Weg teilweise erschwert hat, sich dann aber besann und mir seitdem immer zur Seite steht. Danke!
  • Meine Mom - die mir zu Anfang stets half, sich dann aber sehr von mir und der Familie distanzierte. Leider ist sie im Juli 2007 verstorben und ich vermisse sie so sehr.  Danke für die Unterstützung und Liebe, die du mir geschenkt hast!
  • Alle die ich nun vergessen habe

Nein, das war kein Geseier, mir war das jetzt wichtig, das zu sagen.
Ich spielte lange mit dem Gedanken mich aus dem TS-Leben (der anderen) herauszuhalten und mich aus der "Szene" zurückzuziehen, was ich dann auch eine Weile tat. Doch ich besann mich wieder und sagte mir: "Hey, du brauchtest verdammt viel Hilfe auf deinem Weg! Es gibt so viele denen es ebenso geht!"

In diesem Sinne,

man liest/sieht/hört sich beim nächsten (Notfall-/Info-) Gespräch!

2013

JLB, im Jahr 2006
Update am 15.02.2013